|
Pagoden – Tagoden
Tempel – Paläste -- Sehenswürdigkeiten
Alle Sehenswürdigkeiten, die mir Djin zeigen wollte, muss ich detailliert
aufführen.
Im Zentrum Pekings lag unser Hotel. Die verschiedenen Sehenswürdigkeiten
allerdings in alle Himmelsrichtungen verstreut. Trotz des noch geringen
Verkehrs in Peking – gegenüber heute – kamen wir nur
langsam voran. Rikschas in allen Varianten, Radfahrer, Fußgänger,
auch Autos belebten die Straßen, so dass ich zwar einen interessanten
Einblick gewinnen konnte, aber wir eben nur langsam vorankamen.

Straßenverkehr in Peking
Der Sommerpalast
Als erstes besuchte ich den Sommerpalast im Nordwesten Pekings. Er diente
den kaiserlichen Hoheiten zur Erholung. Die Chinesen nennen diesen Park
auch "Garten des Friedens und der Harmonie im Alter". Alle Sehenswürdigkeiten
hier aufzuzählen ist nicht möglich, in meiner Erinnerung behielt
ich das "Marmorschiff" am Kunmingsee, welches für eine
Prinzessin erbaut wurde, die "Siebzehn-Bogen-Brücke" und
die langen Wandelgänge. Von dem Marmorschiff besitze ich leider keine
Aufnahme. Bei allen Rundgängen und Besichtigungen musste man ziemlich
lange Wegstrecken zurücklegen. Dies war oft anstrengend, weil zusätzlich
die vielen Eindrücke die auf einen zukamen, erdrückend und nicht
immer voll aufnehmbar waren. In den ersten Tagen, in denen noch die Neugier
vorherrscht konnte man das bewältigen. Im Laufe der Wochen wurde
es schwieriger, so dass ich einmal zu Djin sagte: "Ich muss eine
Pause einlegen, sonst sind die Partituren in meinem Kopf weg".

Siebzehn-Bogen-Brücke
Über solche Bauwerke zu gehen – Kaiserpalast, Brücken,
Tempel – ist schon ein erhebendes Gefühl, wenn man bedenkt,
dass hier seit Jahrtausenden Herrscher, dessen Angehörige und Würdenträger
gegangen sind und die ein riesiges Volk mit Untertanen beherrschten und
diesen Teil der Welt regierten. Darauf komme ich noch zu sprechen, weil
ich einiges erst nach 3 bis 4 Wochen innerlich verarbeiten konnte, oder
anders gesagt, mir eine eigene Übersicht verschaffte und zu dem Ganzen
mir meine eigenen Gedanken machte.
Der Tiantian - Park
Einen wundervollen Anblick bot der im Süden gelegene Tiantian-Park.
In diesem erwartete mich einiges was ich in dieser Art noch nicht gesehen
hatte. Djin versuchte mir alles zu erklären. Als erstes führte
er mich zum "Himmelstempel". Ein ca. 20 m hohes und im Durchmesser
20 bis 30 m großes Gebäude, vollkommen aus Holz gebaut.
In diesem Gebäude gab es ein akustisches Phänomen. Außerhalb
und innerhalb des Tempels konnte man Wörter dem gegenüber Stehenden
an jeder Stelle zuflüstern. Die akustischen Wunder die wir alle erlebten
grenzten ans Unglaubliche. Dabei muss man in Betracht ziehen, wann diese
Bauten entstanden sind. Djin erklärte mir, dass mit diesen Bauten
es sich symbolisch um Jahreszeiten, Zahlensymbole, Lebensfragen, wie der
Bauernkalender, und andere Bereiche handle und verbindet.

Himmelstempel
In der Nähe lag eine ebenso große Terrasse aus Marmor, angeordnete
Steine, zahlenmäßig aneinander gereiht von außen nach
innen und in der Mitte ein ca. ein Meter großer, runder Stein. Er
erklärte mir, dass diesen nur der Kaiser betreten durfte um mit den
Göttern zu sprechen. Die um ihn herumstehenden konnten die (vermeintlichen)
Götter und das was sie sagten nicht hören. Alle Kollegen wollten
natürlich dieses Phänomen ausprobieren, so auch ich. Es war
geradezu kurios wie das funktionierte. Dabei kam mir der Gedanke: wenn
der Kaiser mit den Göttern spricht, die anderen das nicht hören
können und dürfen, kann der Kaiser nachher verkünden was
er will. Die Minister und Bediensteten mussten ihm das Gesagte glauben
und hörig abnehmen. So einfach kann das Regieren sein (möglich
dass unsere DDR-Regierung ähnliche Methoden gebrauchte und sie anwandte!).
Natürlich war das alles auf- und anregend und es gab viel darüber
zu spekulieren und zu sprechen.
Der Beihai – Park
Rings um einen See, den sie Nordsee nennen, liegen die schönsten
und interessantesten Bauwerke des kaiserlichen Pekings. Jeder musste unbedingt
einmal an der "Neun-Drachen-Mauer" stehen und sich fotografieren
lassen.
Natürlich stand ich auch davor und Djin erklärte mir die Bedeutung
des Monumentes. Wie bei allem so auch hier hat jeder dieser Drachen eine
besondere Bestimmung, oder Symbolik. Die Mauer ca. 30 m lang und 5 bis
6 m hoch zählt mit zu den Wunderwerken chinesischer Kunst.
Von dieser Mauer aus schaut man südlich auf die Insel "der erlesenen
Jade". Auf dieser ragt unübersehbar die "Weiße Pagode".

Weiße
Pagode

Tagode
Aus Jade erbaut sind fortwährend "Putzer" am Werkeln um
den Glanz und die Sauberkeit der Pagode zu erhalten und den Besuchern
einen wirkungsvollen Eindruck zu vermitteln.
Nicht alle Sehenswürdigkeiten sind hier aufgezählt. Aber alles
von beindruckender Schönheit.
Ebenmaß, edles Gestein, wie die aus Marmor gebaute "Jadegürtel-Brücke",
oder die "Siebzehn-Bogen-Brücke". Bauwerke, die Jahrtausende
überlebten und wie eben erst entstanden auf den Beschauer wirken.
Djin erklärte mir, dass eine Pagode ein Bauwerk sei, das der Verehrung
der Götter diene, während eine Tagode ein Bauwerk ist, in dem
die Menschen ihre Vorfahren ehren und würdigen. Man könne eine
Tagode bis in die höchste Spitze besteigen.
Abschied von Peking
Mit diesen überwältigenden Eindrücken neigten sich die
ersten Tage (8-10?) dem Ende zu. Eines Abends ließ der Geschäftsführer
Sick verkünden: "Morgen elf Uhr fahren wir zum Bahnhof."
Zum Bahnhof fahrend spürt jeder, wie die Stadt pulsiert, welches
Leben herrscht, wie sich die Menschen verhalten und man spürt eine
Art zwischen Geschäftigkeit, Fleiß und Lebensfreude.
Im Bahnhof selbst überraschte uns die Schönheit desselben, er
war aus Marmor gebaut, außerdem eine Sauberkeit die erstaunlich
war, denn es rannten viele Menschen zu ihren Zügen.
Dazwischen wischten chinesische Frauen und Männer mit 1-m-breiten
Besen mit Scheuerlappen umwickelt die gesamte Bahnhofsfläche. Man
konnte vom Fußboden essen, so sauber war alles.
An einem Sonderbahnsteig stand ein Zug, mit ca. 6 bis 8 Waggons. Beim
näheren Hinschauen staunte ich, denn es standen Luxuswaggons vor
uns wie die Pullmanwagen in Amerika. Meinen Dolmetscher fragend, wo sie
die Waggons herbekommen haben, sagte er nur: "Einer ist Original,
die anderen haben wir selbst gebaut." Drei Schlafwagen 1. Klasse
mit Zweimannkabinen, Duschmöglichkeiten, sauberen Toiletten (junge
Frauen putzten dauernd diese), zwei Speisewagen, ein Küchenwaggon
und ein Waggon mit Versorgungsmittel (Kisten mit allen möglichen
Produkten für die Küche, Getränkekästen usw.)
Meine Kabine nahm ich zusammen mit Oskar Sick ein, hoffend, dass keiner
von uns "schnarcht"!
Die Philharmoniker führten auf Reisen immer eine Liste mit, wer mit
wem ein Zimmer teilen wollte. Unsere chinesischen Freunde benötigten
nur wenige Tage um alle Kollegen personell zu erkennen und konnten sie
in ihre Zimmer einweisen. Erstaunlich!
Überraschungen gab es während der Fahrt eine nach der anderen,
fast so wie die ersten Tage in Peking die wir erlebten. Unsere zwölf
Dolmetscher fuhren mit uns, hatten aber eigene Abteils, ebenso wie die
Hilfskräfte im Zug.
An deutsche Organisationart gewöhnt, konnten wir nur schauen, staunen
und waren überrascht, wie vollendet das die Chinesen beherrschten.
|
|