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Porträt der Suhler Philharmonie
Entstehung – Entwicklung - Abwicklung
Der Untergang – die Abwicklung eines hervorragenden Orchesters
Mein Schweigen, die Suhler Philharmonie betreffend, nehme ich nunmehr zum Anlass, um die wahre Geschichte des Orchesters darzulegen.
Mir ist klar und ich bin mir dessen bewusst, dass viele Suhler Bürger von mir erwarteten, mich zur nun schon jahrelang währenden, kritischen Situation zu äußern. Viele Ursachen und Gründe gibt es, dass ich bisher schwieg. Vorwegnehmend möchte ich betonen, dass ich vom ersten Tag an im Landtag, mich für den Erhalt der Suhle Philharmonie eingesetzt habe.
Außer Prof. Dr. Kunze, welcher mich nach der Wende diesbezüglich ansprach, nahm kein Mitglied des Fördervereins der Philharmonie jemals Kontakt zu mir auf.
Die Nachfolgechefs des Orchesters ebenso wenig.
Olaf Koch besaß bei der Landesregierung kein Vertrauen, ihm fehlte die Fähigkeit, diplomatisch sofort mit der Landesregierung zu verhandeln, um für die Philharmonie etwas zu erreichen. Die Suhler CDU unter OB Kummer wollte offensichtlich das Orchester nicht mehr, machte außerdem grundsätzliche kommunalpolitische Fehler, die sich auf die gesamte kulturpolitische Situation auswirkten. Dazu werde ich an gegebener Stelle noch meine Meinung niederschreiben.
Als ich 1965 das Orchester übernahm - nebenbei bemerkt: künstlerisch, organisatorisch und wirtschaftlich in einem vollkommenen desolaten Zustand - erkannte ich sofort, dass dieser Zustand schnellstens der Veränderung bedurfte. Für zukünftige Aufgaben erarbeitete ich Pläne und entwickelte Konzepte, die eine Grundlage schaffen sollten für das bevorstehende.
Zunächst widmete ich mich der künstlerischen Qualität, sie stand im Vordergrund.. Die Konzertsäle waren leer. Auf der Bühne saßen mehr Musiker als Zuhörer im Konzertsaal.
Ich prägte den heute noch geläufigen Satz: "
"Wir spielen so lange Beethoven, bis der Saal voll ist."
Auf diesen Satz werde ich noch besonders eingehen.
Zunächst aber zur Entstehungs- und Vorgeschichte des Orchesters, entnommen und zitiert aus Ingward Ullrich`s Buch: "Hildburghäuser Musiker" (Verlag Frankenschwelle KG, Hildburghausen 2003).
Zitat: "1952 gab es zwei unabhängig voneinander wirkende Liebhaberorchester, das 1948 gegründete Kulturbund-Orchester unter Leitung von Otto Himmelreich und ein 1950 in Eisfeld entstandenes Kulturorchester, das von Jupp Eder dirigiert wurde und seinen Sitz nach seiner Gründung nach Hildburghausen verlegt hatte."
Und weiter heißt es: "Nach Abwägung aller bestehenden Probleme und Fragen, die besonders die organisatorischen und künstlerischen Voraussetzungen betrafen, beschlossen 1952 der FDGB-Kreisvorstand und der Rat des Kreises Hildburghausen, ein Kreis-Kulturorchester zu gründen. So entstand durch eine Fusion vorwiegend der aus den beiden genannten Liebhaberorchestern tätigen Berufsmusiker und durch Ausschreibung der noch zu besetzenden Orchesterstellen am 1. Juni 1953 das Kreis-Kulturorchester Hildburghausen.
Zum Chefdirigenten wurde Musikdirektor Max Langer berufen. Das Orchester bestand aus ca. 40 Musikern.
Nach dreiwöchiger intensiver Probenarbeit fand am 11. Juli 1953 das erste Sinfoniekonzert im Hildburghäuser Stadttheater vor einem zahlreich erschienenen Publikum statt." (Zitat-Ende)
Zu gleicher Zeit entwickelten sich in Südthüringen in Sonneberg, Bad Salzungen und Arnstadt Kreis-Kulturorchester.
20. Jahrestag des Orchesters
Nachstehend das Programm, das zum ersten Konzert gespielt wurde und das wir zum 20. Jahrestag im Juni 1973 original wiederholten.

Quelle: Ingwart Ullrich, "Hildburghäuser Musiker" s.o.
Ein hervorragender Vorgänger und Gründer
Max Langer setzte vor allem mit künstlerischem Ehrgeiz und Willenskraft seine Aufgabe durch und zeichnete sich besonders erfolgreich mit der Durchführung zeitgenössischer Musiktage in Hildburghausen aus.
Aus der Begeisterung der damaligen Zeit heraus mietete der Komponistenverband ein Heim für Thüringer Komponisten am Hausberg von Hildburghausen, das, wie mir bekannt wurde, viel und oft genutzt wurde, um in Ruhe und Abgeschiedenheit kompositorisch zu arbeiten. Die Komponisten Cilensek, Dietrich, Fritz Geißler, u.a. sollen hier oft zu Gast gewesen sein.
Eine bis dahin nicht gekannte, lebendige und historische Musikentwicklung, die es so höchstens um die Jahrhundertwende und in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gab. Die Euphorie für Kunst und Kultur zeitigte nach dem 2. Weltkrieg Ergebnisse, die unsere Menschen in der Nazizeit so nicht erleben konnten und durften. Der Wille ein neues demokratisches, vor allem kulturvolles Leben aufzubauen breitete sich in allen Regionen aus.
Dass diese Entwicklung anders verlaufen sollte als sich jeder erhoffte und diametral aus den Fugen geriet, darüber wird noch zu sprechen sein.
An dieser Stelle zitiere ich einen Ausspruch von einem der umstrittensten Politiker der ehemaligen Sowjetunion, der theoretische Arbeiten zu Fragen der Philosophie und Kunst verfasste, A.A. Shdanow:
"Den Reichtum der Musik anderer Völker einzuschätzen vermag nur jenes Volk, das seine eigene hochentwickelte Musikkultur hat."
Solche Sätze sollte man sich gut merken, auch wenn sie von fragwürdigen Personen stammen.
Sie treffen genau den Nerv, welcher die heutigen Politiker auszeichnet, oder noch anders gesagt, wie die Gesellschaft insgesamt Kunst und Kultur auffasst, sie bewahrt, schützt und fördert.
Orchesterwettbewerb
1957 fand unter den neu gewonnenen Aspekten ein Orchesterwettbewerb zwischen den Städten Arnstadt, Bad Salzungen, Sonneberg und Hildburghausen statt.
Das Hildburghäuser Orchester gewann diesen Wettbewerb und wurde daraufhin 1958 zum Staatlichen Sinfonieorchester Suhl, (kurz SSO-Suhl) Sitz Hildburghausen, ernannt.
Mit der Bildung der Bezirke (1952), wurde Suhl von den genannten Städten zur Bezirkstadt bestimmt.
Das zunächst von der Besetzung her bescheiden aufgestockte Orchester konnte nunmehr als Staatliches Sinfonieorchester bestehen. Diese Titel, wie zum Beispiel vorhergenannter, oder Staatstheater, Musikdirektor, Generalmusikdirektor, verliehen im Gegensatz zu heute grundsätzlich die Kulturministerien.
Heute darf und nennt sich jeder wie es ihm beliebt.
Nach dem Weggang von Max Langer übernahm interimistisch Arnfried Eichhorn 1959 -1960 das Orchester, danach von 1960 - 1965 Konrad Mann als Chefdirigent.
Die erste Konzertsaison
Am 1.September eines jeden Jahres beginnt die Konzertsaison und damit treten die Neuverpflichteten auch ihr Engagement an. Ebenso verlief es bei mir.
Als ich 1965 dass Orchester übernahm bestand es aus 51 Musikern. Im Vorfeld hatte ich den Spielplan bereits im Frühjahr 1965 mit den Vorständen diskutiert und verabschiedet.
Eine anspruchsvolle Programmgestaltung- bzw. Werkauswahl mit dieser Besetzung ist nicht möglich und beschränkt sich durch dieselbe. Entsprechend gestaltete ich zunächst die erste Spielzeit. Ein Zeichen setzte ich sofort mit dem ersten Programm. Moderne und zeitgenössische Musik stand in jedem Programm zum Angebot, außer natürlich in thematisch gebundenen.
Von dem Hallenser Komponisten G. Wohlgemuth spielten wir die "Händel-Variationen", danach Tschaikowskis Klavierkonzert b-Moll, mit dem Leipziger Pianisten Prof. Werner Richter und die 7.Sinfonie von Beethoven.
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Prof. Werner Richter, Pianist, Leipzig |
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Konrad Mann, Dirigent |
Das Abschiedskonzert von Konrad Mann erlebte ich im Frühjahr 1965,
dabei kam es zu einen Eklat, den ich noch nie erlebt hatte.
Als letztes Stück spielte das Orchester Bedrich Smetanas sinfonische
Dichtung
"Die Moldau" aus dem Zyklus "Mein Vaterland".
Die beiden letzten Akkorde in diesem Werk setzte das Orchester bewusst
und wuterfüllt verquer und falsch wie ich es noch nie in einem Konzert
gehört hatte, sie wollten Mann als Dirigent unbedingt "abschießen".
Ich war empört!
Diese Angelegenheit behielt ich mir vor, dem Orchester, nicht gleich zum
Dienstantritt, sondern später, die "Leviten" zu lesen.
Nachdem ich grundsätzliches dem Orchester ab September 1965 vermittelte,
u.a. das Verhalten auf der Bühne während des Konzertes, Körperhaltungen
beim Spielen, Verbeugungen und andere Feinheiten die zu einem Auftritt
gehören, sprach ich ca. 2 Monate später das Orchester an.
Erziehungsmethode eines Orchesters
Als Ausgangspunkt nahm ich das letzte Konzert von Konrad Mann. Zunächst
meine Empörung zum Ausdruck bringend, erklärte ich ihnen, dass
ein Publikum, das für ein Konzert bezahlt, erwarten kann, dass ihnen
eine einwandfreie Leistung geboten wird. Danach sagte ich: "Und wenn
man einen Dirigenten hasst bis zum geht nicht mehr, auf der Bühne
darf es so etwas nicht geben, das geht an die Berufsehre."
Totenstille! Einige schluckten diesen, ihnen schwerfallenden Vorwurf,
sprachen mich dann aber an und meinten: Chef, sie haben recht. Das darf
nicht passieren.
Damit löste ich auf Anhieb mehrere Probleme, die zwischen dem Orchester
und einem Leiter immer auftreten können.
Das Hildburghäuser Theater, seit Ende des 17. Jahrhunderts als Hoftheater
existierend, war eine ideale Spielstätte für das Orchester.
An dieser Stelle möchte ich eine Situation einflechten, die ich zum
Anfang meiner Tätigkeit vorfand.
Am 1. September 1965 empfing mich die Geschäftsführerin Margarete
Otto, die einzige, die zum "Verwaltungspersonal" zählte.
Einen Orchesterwart, Günther Schleicher, gab es noch, aber dieser
zählte als Mitarbeiter eher zum technischen Personal (von ihm wird
noch die Rede sein).
Um mir einen groben Überblick zu verschaffen, fragte ich nach dem
Haushaltplan, dem Stellenplan, dem Dienstplan für das Orchester,
dem Einnahmesoll, fragte nach Drucksachen, nach allem was zu einem geordneten
Betriebsablauf gehört und für die Tätigkeit eines Kulturbetriebes
wichtig ist.
Es gab von alldem nichts!
Zumindest nichts greif- und brauchbares außer den vom Staat vorgegebenen
Grobzahlen.
In diesem Zusammenhang sei erklärt, dass man als Chefdirigent verantwortlich
ist für den Haushaltsplan, zugleich Kaderleiter, Manager, Organisator
in einem. Positionen, die ich vertraglich mit dem Vorsitzenden des Rates
des Bezirkes Arno Zimmermann ausgehandelt hatte.
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Siegfried
Geißler (36-jährig)
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Hans-Jürgen
Thiers (37-jährig)
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Zum 1. August 1965 engagierte das Orchester vorweg
Hans-Jürgen Thiers als 1.Kapellmeister.
Er dirigierte im August die Urlauberkonzerte, die zur grundsätzlichen
Aufgabenstellung des Orchesters gehörte.
Zur gleichen Zeit wurde Wolfgang Holler als Werbeleiter vom Meininger Theater
geholt, der dann später, nach dem Ausscheiden von Frau Otto, zum Verwaltungsdirektor
avancierte. Mit ihm verstand ich mich, was die ökonomische und organisatorische
Seite betraf, auf anhieb.
Meine „Geschäftstüchtigkeit“ und mein Management
Die Geschäftsführerin fragend, welche Anzahl von Konzerten das
Orchester im Jahr absolvieren muss, wie hoch die Einnahmesumme sei und wie
viel bisher eingespielt wurde, kam die Antwort: 180 Konzerte, 140.000.-
Mark (immer Mark der DDR), Einnahmen bisher 30% des Solls.
Zugleich fragte ich: "Was nehmt Ihr für ein Urlauberkonzert?"
Antwort: "300.- Mark".
In mir begann es zu rumoren und zu rechnen, ich sagte nur:
"Ab heute wird unter 1.000.- Mark kein Konzert mehr gespielt und verkauft".
Die Anwesenden schauten ungläubig und erstaunt in die Runde, bis sie
merkten, dass ich es ernst meinte. Das bedeutete natürlich, dass außer
der künstlerischen Aufbauarbeit, ich mit Holler durch den Bezirk kurvte,
um die Kulturhausleiter der Ferienorte zu überzeugen, was sie in Zukunft
erwartet, was sie zu zahlen hätten wenn sie das Orchester engagieren.
Ein Kampf auf Hauen und Stechen!
Einen Dienstwagen besaß das Orchester nicht. Also verhandelte ich
zunächst mit dem Rat des Kreises, einen solchen zu bekommen. Sie gaben
uns den ältesten F 9 der im Fuhrpark noch existierte.
Wir fuhren beide von Ort zu Ort Verhandlungen führend und Verträge
abschließend. (Die Farbe des alsbald berüchtigten PKW`s erinnerte
mich verrückter weise immer an eine SA-Uniform?!)
Durch diese Mobilität kam ich schnell mit allen Kontaktpartnern in
Verbindung und wir kannten alle Straßen und Orte die im Bezirk existierten.
Bis Jahresende schafften wir immerhin die geforderte Einspielsumme mit 90%.
Orchestererziehung und immer wieder Druckerzeugnisse
Die Sinfonie- bzw. Anrechtskonzerte, welche das Orchester meist in eigener
Regie durchführte, gestalteten sich dagegen schwieriger.
Ein Konzertpublikum heranzuziehen, ein Orchester zu qualifizieren, dazu
braucht es mindestens fünf Jahre. Dies ist eine kurze Zeitspanne und
bedarf einer zielgerichteten Programmgestaltung, sowie die ständige
Bereitschaft, alle Kräfte einzusetzen, ein Publikum zu gewinnen und
dieses zu erreichen.
Es galt, eine moderne, wirkungsvolle Werbung für die Institution aufzubauen,
die war dringend notwendig, denn es gab nicht einmal vorgedruckte Dienstpläne
für das Orchester geschweige denn eine interessante Plakat- und Prospektgestaltung.
Von meiner Gothaer Dirigentenzeit her, kannte ich den Maler und Grafiker
Kurt-W. Streubel. Ihn fragte ich, ob er für unsere gesamte Werbung,
also Plakate, Prospekte, Schriftzüge, d.h. für alle Drucksachen,
bereit sei mir zu helfen. Er sagte zu und wir vereinbarten mit der Druckerei
F. W. Gadow in Hildburghausen, einen hochqualifizierten Betrieb, der sogar
den Notendruck beherrschte, dass sie alle Druckerzeugnisse für uns
herstellen.
In dem damals schon etwas älteren Besitzer der Druckerei fanden wir
einen interessierten und verständnisvollen Partner.
Die Vorlagen Streubels mit seiner eigenwilligen, individuellen Gestaltungsart
und seiner speziellen Technik ergaben zwischen den Druckern und ihm häufig
Auseinandersetzungen. Streubels Vorstellungen von Drucksachen, die Aussagekraft,
Farbgebung und eine bisher wenig bekannte Gestaltungsart, er selber Experte
auf diesem Gebiet, brachten einen ständigen Streit mit sich.
Mit ihm ließ sich "nicht gut Kirschen essen."
Ein gesondertes Kapitel, welches 1969 in einem ersten Eklat mündete,
von dem ich noch berichten werde.
Nachstehend die ersten Prospekte die von der Aufmachung her bereits besonderes
Interesse erweckten:
Für den Druck der Prospekte erhielten wir kaum Glanzpapier.
Die Papierbesorgung kristallisierte sich damit als Hauptproblem.
Meine Verbindungen in alle Welt zeigten sich wieder einmal erfolgreich.
Durch Wilfriede Günschel lernte ich ihren Mann Siegfried Seyffert kennen,
der für Kulturfragen und Organisation zuständige, vom Chemieanlagenbau-Kombinat
der DDR in Grimma/Sa. Er unterstützte uns in vieler Hinsicht.
Eines Tages rief er mich an und sagte: "Du, ich habe einen Güterwagen
voller Glanzpapier in Eisenach stehen. Brauchst du welches? Du kannst haben,
soviel du willst. Frag mich aber nicht, wo es herkommt." Mir stand
der Verstand still. Glanzpapier! Ein Traum! Wir mussten es natürlich
irgendwie einlagern.
Aber wie und wo?
Ich sprach mit Gadow, er staunte nur einmal, aber er half uns und wir waren
auf Jahre hinaus entsprechend versorgt. Selbst Ernst Lehmann, im Rat des
Bezirkes für uns zuständig, stutzte und fragte mich, wie wir an
diese Rarität herangekommen sind.
Unser Organisationstalent sprach sich herum und alle wunderten sich und
staunten über unsere Aktivitäten.
Anrechtskonzerte im Bezirk
Zunächst richtete ich in Hildburghausen, Ilmenau und Suhl, mit zehn,
in Sonneberg mit sechs Konzerten, eine "Reihe A" ein, in Eisfeld,
Schleusingen mit sechs, Schmalkalden, Zella-Mehlis mit vier Konzerten eine
"Reihe B".
Das ergibt 60 Sinfoniekonzerte die, in eigener Regie geführt, wenig
Geld einbringen. Die Eintrittspreise von 3.55 Mark, durch alle möglichen
Ermäßigungen bis auf 1.80 Mark abfallend, halfen nicht, das Soll
zu erbringen.
Das entsprach weder der Leistung des Orchesters, noch war es gerecht und
angemessen, wenn man die Kosten einer Kulturinstitution in Betracht zieht.
Ich nannte die Preisgestaltung für diese Konzerte immer "Bockwurstpreise!"
Zugegeben, dass für die sogenannte "Arbeiterklasse" diese
Preise moderat waren und kulturpolitisch, aus Sicht der DDR, sinnvoll erschienen;
der gesamten kommerziellen Entwicklung insbesondere der Kultur erweist man
damit keinen Dienst.
Hinzu kommt, dass der Aufwand für 73 Sinfonie- oder Kulturorchester
bei einer Bevölkerungszahl von 17 Millionen Bürger (da sind die
Theater nicht mit eingerechnet), entschieden zu hoch, und zum Teil überflüssig
war.
Eine Veränderung und Wandlung verspürte der Bezirk Suhl das erste
Mal, als man feststellte, dass Kulturorchester wie die in Sonneberg und
Bad Salzungen nicht mehr zu finanzieren und zu halten sind.
Zudem kam, dass das vorhandene Musikerangebot durch Fehlberechnungen des
Ministeriums für Kultur nicht ersetzt werden konnte.
Trotz Förderung von Talenten brachte die DDR zu wenig Nachwuchs für
die Musikerbranche.
Ich selbst - damals jüngster Chefdirigent in der DDR (1953-56) bei
der "Erzgebirgsphilharmonie" Aue in Sachsen, welches gemeinsam
mit dem Annaberger Theaterorchester Konzerte durchführte - musste diese
ministerielle Untersuchung mitmachen.
Da sollten die Orchester im Auftrag des Ministeriums für Kultur errechnen,
Hans Pischner war stellvertretender Kulturminister und zuständig, wie
viele Musiker wann in Rente gehen oder wie viele in den kommenden Jahren
benötigt werden für die Erhaltung und die Existenz der Orchester.
Ein völlig unsinniges, danebengegriffenes Rechenexperiment und Unterfangen
des Ministeriums. Selbst in Suhl benötigten wir Musiker aus den "sozialistischen
Bruderländern", um die Spielfähigkeit des Sinfonieorchesters
zu erhalten. Bemerkt sei, dass das nicht zum Nachteil der Qualität
beitrug diese zu halten, sondern im Gegenteil.
Kunstinstitutionen
Eine andere Frage ist: was gehört grundsätzlich zum Erhalt einer
Kulturinstitution bzw. eines Sinfonieorchesters oder einer Philharmonie?
Drei Finanzsäulen sind maßgeblich, die eine solche Institution
benötigt.
Zuerst der Lohnfond, er ist abhängig von der jeweiligen Einstufung
(unser Orchester gehörte zur Gruppe C),
dann die sächlichen Ausgaben, dazu gehören u.a. das Engagement
von Solisten, der Kauf von Instrumenten, die Werbung, Drucksachen, Mieten,
Materialleihgebühren, Notenanschaffungen, Transportkosten, usw.,
also eine Fülle von verschiedenen Sachkapiteln und
- als wichtigstes - die Einnahmen.
Der Lohnfond ist, seit es Orchester gibt, gleich ob an Fürsten- oder
Königshöfen, die sich oft eigene Kapellen leisteten, oder den
neuzeitlich staatlich geförderten, ein unabwendbares Zuschussgebiet.
Dies sei all denen gesagt, die oft in der Presse, nicht wissend wie Kunstinstitutionen
funktionieren, über dieses Problem glauben schreiben zu müssen.
Ohne Zuschuss, heute spricht man ja gern von Subventionen, ist "Kunst
und Kultur" nicht machbar und funktionsfähig!
Kommerzieller Kunstbetrieb
Die Ausgaben sollten sich, unter kommerziellen Gesichtspunkten, mit den
Einnahmen decken.
So betrachtet, versuchten Holler und ich das Orchester auf ein Niveau zu
heben, das diesen Forderungen entsprach. Im Sozialismus kein leichtes Unterfangen.
Ich glaube es kann sich jeder vorstellen.
Wir schafften es. Davon noch später.
In der DDR gab es die Lohngruppen A, dazu gehörten die Spitzenorchester,
die Gruppe B, dazu gehörten größere Sinfonieorchester und
die Gruppe C, die war für die Kulturorchester vorgesehen.
Mit der Ernennung zum Staatlichen Sinfonieorchester wäre für Suhl
von Anfang an die Einstufung in die Gruppe B angemessen gewesen.
Das vorgegebene Soll belief sich, wie gesagt, auf 140.000.- Mark. Unter
den gegebenen Umständen und in der Situation, in der sich das Orchester
befand, war dies mit den vorhandenen Mitteln, bei 180 Konzerten im Jahr,
nicht erreichbar.
Selbst die Urlauberkonzerte (ca.50 pro Jahr) für 1.000.- Mark, brachten
allenfalls 40 bis 50-Tausend Mark Einnahmen.
Meine ersten Verhandlungen, wir unterstanden dem Rat des Bezirkes, mit Ernst
Lehmann, Abteilung Kultur und stellvertretender Vorsitzender, liefen darauf
hinaus ihm vorzuschlagen: "180 Konzerte sind zu viel, da müssten
wir ja jeden zweiten Tag ein Konzert geben. Wir reduzieren auf 140 Konzerte."
Ich stellte die Forderung unter dem Aspekt der Qualitätssteigerung
auf und begründete dies, dass damit das Orchester ausgelastet sei.
Natürlich durfte und sollte dabei die "Planerfüllung"
mit den vorgegebenen Limits nicht unterschritten werden.
Lehmann anerkannte mein Vorhaben.
Wir stellten bereits 1967 einen Plan auf, der unter diesen Bedingungen verlief.
Der erarbeitete Erfolg verlangte allerdings, dass wir andere Methoden und
Vorstellungen entwickelten um diese Aufgabe zu meistern.
Es gelang.
Beginnende Entwicklung zur Philharmonie
Wir erbrachten bereits 1966 mit 183 Konzerten, davon 114 sinfonischer Art
und 69 Sonderkonzerte, vor allem durch die Urlauberkonzerte, das geforderte
Soll. Ein Verdienst aller, die an dieser Entwicklung mitwirkten.
Mit den sich einstellenden, erkennbaren Erfolgen in jede Richtung, aber
auch mit den zunehmenden Schwierigkeiten das Orchester in Hildburghausen
zu halten, gedieh bei mir der Gedanke, dass das Orchester so schnell als
möglich nach Suhl umgesiedelt, vergrößert und künstlerisch
qualifiziert werden musste. Mehr Planstellen forderte ich vom Bezirk.
Meine Vorstellung, das Orchester einmal zu einer Philharmonie zu entwickeln
reifte damals schon in mir. Eine Philharmonie aufzubauen bedeutet wiederum,
dass es einer Besetzung (ich zähle dies hier einmal genau auf) von
mindestens
zwölf 1. Violinen, zehn 2. Violinen, acht Bratschen, acht Violoncello,
sechs Kontrabässe, vier Flöten, vier Oboen, vier Klarinetten, vier
Fagotte,
sechs Hörner, vier Trompeten, drei Posaunen, einer Tuba, zweier Schlagzeuge
und einer Harfe bedarf.
Also s.s.: 77 Musiker. Das ist für eine Philharmonie die kleinste Besetzung!
Zum Vergleich: Die Dresdner Philharmonie zählte 120 Musiker!
Bis dato spielte das Meininger Theater im Bezirk, auch in Suhl, die Hauptrolle.
Lediglich Theateraufführungen fanden statt, niemals Sinfoniekonzerte.
Sie betrachteten Suhl immer als "Abstecherort". Diese Auffassung
kann für eine Kulturinstitution tödlich sein. Heute erkennt man
besser die Notwendigkeit von Fusionen und das Zusammengehen in diesen Bereichen.
Dem war ich in meiner Zeit weit voraus und jeder wird es durch diesen Bericht
ablesen können.
Meinen Plänen und Vorstellungen für die gesamte kulturelle Entwicklung
des Bezirkes möchte ich hier noch nicht vorgreifen. Zu allem Überfluss
hatte der Intendant der "Meininger" (das Kulturhaus wurde 1958
eröffnet) beim Bau etwas vorgegeben, was mir geradezu lächerlich
erscheint.
Meine Auffassung, ein so gewichtiges Vorhaben wie ein zweites Haus zur Bespielung
zu bekommen und vorausschauend alles entsprechend zu planen ist gänzlich
anders. Der Meininger Intendant ließ den Bühnenausschnitt zwei
Meter enger bauen, als den in seinem Stammhaus. Dies zuzulassen ist sträflich
und rächt sich. Aber das Kulturhaus in Suhl sollte sich unbedingt vom
Meininger Theater unterscheiden.
Ein folgenschwerer Fehler, wie es mir die Bühnenarbeiter berichteten.
Die Kulissen der Meininger Aufführungen passten nicht für die
Suhler Bühne. Drehbühneninszenierungen konnten nicht übernommen
werden, da auch die Suhler Drehbühne nicht die Größe des
Stammhauses besaß. Der Orchestergraben zu klein, zudem noch andere
Ungereimtheiten.
Mit meinem Dienstantritt, mit unseren Aktivitäten und mit dem künstlerischen
Aufschwung spürten die "Meininger" plötzlich, dass eine
Konkurrenz entstand, die sie vorher nicht kannten. Sie fühlten sich
bisher als die "Einzigen" und vermeintlich die "Größten".
Zum Erstaunen der Konkurrenten im Bezirk merkten plötzlich alle: da
gibt es eine neue, ernstzunehmende Institution, die beachtet werden muss.
Großes Problem: Die Kaderakten
Ein knallhartes Problem kam auf mich zu. Dieses ergab sich aus den Kaderakten
der gesamten Institution. Nach einigen Tagen ließ ich mir dieselben
vorlegen. Sie waren weder in einem Panzerschrank, noch an einem gesicherten
Ort aufbewahrt. Als ich einen ersten Blick hineinwarf, war ich derartig
entsetzt, dass ich im stillen dachte, das wird eine "Sauarbeit"
über Wochen und Monate hinweg.
Unsortiert, ohne Registratur und Nummerierungen lagen sie, noch nicht einmal
alphabetisch geordnet, vor mir und ich durfte, nein musste mich als Kaderleiter
damit auseinandersetzen.
Bei meinem Vertragsabschluss, es war ein Einzel-Sondervertrag, ließ
ich genau festschreiben, was zu meinem Aufgabengebiet gehört. Ich wollte
sicher gehen, dass ich alles in die Hand bekam, um den Betrieb so zu formen,
wie ich ihn mir vorstellte.
Diese Verwaltungsarbeit war mir allerdings zuwider. Ich saß Abende
und Nächte mit den Unterlagen im Büro, um wenigstens einiges in
Ordnung zu bringen. Dabei sann ich, wie ich mir das ganze erleichtere und
vom Hals schaffe. Davon später.
Es sollte noch eine wichtige Rolle in meiner Tätigkeit spielen.
Als Holler, wie schon gesagt ehemaliger Werbeleiter der "Meininger",
im Frühjahr 1966 einmal Olaf Koch, den Chefdirigenten im Theater traf,
fragte ihn Koch: "Sagen Sie mal Holler, wie und was macht Ihr da in
Suhl, was ist da los, was läuft da?"
Holler erwiderte daraufhin mit seinem bekannten, oft sich ironisch auszeichnenden
Humor: "Qualität lässt sich eben Verkaufen Herr Koch!"
Eine verbürgte Anekdote.
Koch`s Gesicht kann man sich bei so einer Aussage vorstellen.
Olaf Koch nahm übrigens damals, im November 1964 das Probedirigat ab
und sollte, meine ich, gespürt haben, was auf ihn zukommt.
Bei meiner Gehaltsforderung blieb ihm sozusagen die "Spucke" weg,
er profitierte davon, denn Lehmann musste ihm dann ebenfalls das Gehalt
erhöhen.
An dieser Stelle möchte ich etwas nicht unerwähnt lassen: Wolfgang
Holler war einer derjenigen, der für das Meininger Theater die wirkungsvolle,
große Naturtheateranlage in Steinbach-Hallenberg mitgeschaffen hat
und die das Theater alljährlich erfolgreich bespielt. In der Zwischenzeit
hat sich dieses Naturtheater zu einem vielfältigen Ort für alle
nur denkbaren Veranstaltungen entwickelt und zieht alle Jahre scharenweise
Publikum heran.
Umsiedlung eines Betriebes nach Suhl
Um die Umsiedlung in Gang zu bringen bedarf es einiger Tricks und Listigkeiten.
Unser Probenraum in der oberen Marktstraße in "Hibu" eignete
sich gut für die tägliche Arbeit. Besser ist es, wenn ein Orchester
in dem Raum probieren kann, in dem die Konzerte stattfinden. Zu vorgenannten
Themen füge ich besondere Begebenheiten ein.
Zu einem Kollektiv - und dies stellt ein Orchester grundsätzlich dar
- gehört eine gemeinschaftliche Geselligkeit.
Ich führte gleich im ersten Jahr eine Weihnachtsfeier mit Ehepartnern
ein, die ja häufig, durch die abendliche Konzerttätigkeit, sich
familiär allein gelassen fühlten. Damit wollte ich ein Gemeinschaftsgefühl
entwickeln und ein "sich kennen lernen" erreichen. Dass dabei
natürlich auch getanzt wird ist selbstverständlich. Für Musiker
häufig sehr schwierig. Sie können zwar mit dem Takt umgehen, aber
mit den Füßen und Beinen weniger.
Der Probenraum im zweiten Stock in der Oberen Marktstraße Hildburghausen
war mit Holzdielen ausgelegt, ideal zum Musizieren. An diesem Abend, im
Nebenraum sitzend, beobachtete ich wie beim Tanzen der Fußboden sich
erheblich auf und ab bewegte. Er schwankte äußerst bedenklich.
Besorgt über diesen Zustand der Räumlichkeit und des Hauses insgesamt,
teilte ich einigen verantwortlichen Kollegen im Orchester diese Tatsache
mit und bat um mehr Rück- und Vorsicht.
Damals war gerade ein in der DDR entstandener und beliebter Tanz aufgekommen:
der "Letkis".
Vor dieser Feier gab mir unser Solotrompeter Erhard Cotta ein Tonband mit
der Frage und Bitte, ob ich diesen Tanz nicht für ihre Combo nach Gehör
aufschreiben könnte. Keine leichte Aufgabe, zumal ich auf dem Gebiet
der sogenannten U-Musik (U = Unterhaltungs) keinen Experten abgebe. Es gelang
trotzdem.
Bei mir kam, diese Zustände ausnützend, sofort der Gedanke auf,
dass das Orchester schnellstens ins Hildburghäuser Theater umziehen
müsste, um dort zu arbeiten.
Ich sah das als ersten Schritt in Richtung: Umzug nach Suhl.
Tags später holte ich den Stadtbaudirektor. Ich erklärte ihm die
Situation des Probenraumes in Bezug auf Belastung und Stabilität, sowie
meine Sicherheitsbedenken, was ein möglicher Durchbruch hervorrufen
könnte und die Gefahrenmomente, die entstehen. Daraufhin untersuchten
wir den Zustand des Gebäudes, zusätzlich des Nebenhauses und machten
dabei eine merkwürdige und sonderbare Beobachtung.
Zwischen dem Nachbarhaus und unserem gab es einen Abstand von ca. einem
Meter, die gängige Feuersicherungszone. Die Zwischenräume mit
Holzbalken abgestützt, in verschiedenen Höhen angebracht, bogen
sich konkav und konvex. Es sah zum Fürchten gefährlich aus. Offensichtlich
wollte man die Hauswände damit stabilisieren. Bei näherem Einblick
in den Hinterhof bemerkte ich - das Haus hatte Veranden in fast schweizerischem
Stil - am Hinterhaus einen Vorbau, an dem im zweiten Stock ein überragendes
Brett montiert war. Ich fragte den Stadtbaudirektor was dies bedeutete.
Er sagte mir, die Anwohner im ersten Stock hätten sich bei ihm beschwert
dahingehend, dass die Fäkalien vom zweiten Stock bis zu ihnen im ersten,
Spritzen, so dass sie dieses Brett anbringen mussten. Ich erzähle das
präzis, denn er sprach danach konsequent zu mir: "Euer Zustand
bedarf der Veränderung, am besten ihr zieht sofort in das Theater um."
Rolf Walther, der uns begleitete - inzwischen als neuer Werbeleiter eingestellt
- bat ich, das ganze fotographisch als Beweis festzuhalten. Wenige Tage
später richteten wir uns im Theater ein.
Der erste Schritt war getan.
Forderung nach 51 Wohnungen in Suhl
Der zweite Schritt erfolgte im Sommer 1966. Im Theater zog es von allen
Seiten. Die Kollegen froren bei den Proben. Ich sprach Ernst Lehmann im
Rat des Bezirkes über diesen Zustand an und dass das Orchester unbedingt
nach Suhl muss, um an Ort und Stelle zu arbeiten.
Er fragte mich, wie das gehen soll?
Ich sagte nur: "Ganz einfach, wir brauchen 51 Wohnungen!"
"Du bist verrückt" antwortete er nur.
Im Hildburghäuser Theater musste zudem die Vorbühne, um probieren
zu können, immer abgedeckt werden. Hindernisse über Hindernisse.
Neben der künstlerischen Arbeit, die vollkommen im Vordergrund stand,
wollte das alles bewältigt sein.
In Suhl erwarteten uns wiederum andere Probleme. Zunächst Büroräume
finden in einer Stadt, die aus allen Nähten brach. Im Kulturhaus fanden
wir unter den Mitarbeitern, vom Leiter angefangen, kaum Begeisterte für
unser Orchester. Sie konnten nicht einordnen was es bedeutet, eine eigene
Kulturinstitution im Hause zu haben und wirken zu lassen.
Der damalige Leiter Hoßfeld (senior), eher den "Meiningern"
zugetan, die Bürodamen und das technische Personal fanden keinen Bezug
zum Orchester.
Diese Grabenkämpfe durchzustehen, bedurfte es großer Geduld und
Überzeugungskraft, um wenigstens einiges optimales für unser Orchester
zu erreichen.
Es gab keine Pausenversorgung weder für das Orchester noch für
das Publikum.
Nach den Konzerten ein "Ausklingen lassen" im Foyer schien unmöglich
zu sein.
Nachdem ich auf dieser Strecke einiges erreicht hatte und Veränderungen
durchsetzte, hieß die nächste Aufgabe, den Bedienungskräften
zu erläutern, dass sie während der Konzerte nicht die Gläser
abwaschen, da man bei Pianissimo-Stellen des Orchesters das Geklirre bis
in den Konzertsaal hinein hören könne.
Wenn ich an all dies denke, schaudert es mich heute noch ob dieser Unbedarftheit.
Es währte seine Zeit alles in den Griff zu bekommen.
Die aufgezählten Kleinigkeiten sind nur ein Teil dessen, was ich vorfand.
Sie stellen das Bild dar, das mir zum Beginn meiner Arbeit im Bezirk Suhl
entgegentrat und das mir fremd war. Eigentlich selbstverständliche
Dinge, die ich so von vorhergehenden Engagements in dieser "Qualität"
nicht kannte. Man lernt eben nie aus! Allerdings bezeichnend für das
Denkniveau des gesamten Bezirkes, vor allem der Funktionäre, aber auch
der Menschen die hier zu Hause sind.
Zur Bestätigung meiner Ausführungen möchte ich ein Dokument
einbeziehen, welches ich freundlicherweise vor ein paar Tagen von unserer
ehemaligen FORUM-Stadträtin Brigitte Böttger erhielt.
Das Interview wurde von Hannelore Schwarz vom Freien Wort 1966 mit mir geführt.
Aus diesem kann man herauslesen, welche kulturpolitischen Ziele ich verfolgte
und wie mein Verständnis und meine Philosophie im Bezug auf Kunst aussah.
Meine Karriere glich einem künstlerischen Abstieg, wenn ich bedenke,
dass von der Dresdner Philharmonie kommend, ich in Hildburghausen landete.
Das Interview zeigt den Willen, etwas aufzubauen, zu gestalten und die Menschen
an die Kunst heran zu führen.
Die weiteren Ausführungen von mir werden dies noch deutlicher machen.
Nachfolgend das Interview von 1966, also nach der ersten Spielzeit meiner
Tätigkeit im Bezirk Suhl:

Diese Interviewseite beinhaltet noch einen Anhang den ich bemerkenswert
finde.
Das internationale Konzertleben zeichnete sich vor dem "Prager Frühling"
1968 für unsere Orchester besonders nachhaltig aus. Die Auftritte fanden
in der gesamten Welt nicht nur Beachtung und Anerkennung, sondern sie zeichneten
sich durch Erfolge aus, die dem Verdienst namhafter Künstler zuzuordnen
ist.
Diesen Aspekt füge ich deshalb mit ein, weil er unser Orchester betreffend,
in mein Konzept passte und mir sehr entgegen kam. Dazu werde ich noch entsprechende
Ausführungen darlegen.
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